Nürtingen aktuell
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Trockenmauern in Oberensingen wiederhergestellt
Erstelldatum28.05.2025
Trockenmauern in Oberensingen wiederhergestellt

Sie sind Zeugen einer vergangenen Epoche und Habitat für seltene Tiere und Pflanzen: Die Trockenmauern im Gewann Grubberg in Oberensingen. Sie sind über 500 Jahre alt und stammen aus einer Zeit, in der Oberensingen von Steinbrüchen geprägt war, in welchen Sandstein abgebaut wurde. Entsprechend nagte der Zahn der Zeit sichtbar an dem Mauerwerk. Durch den Hangdruck auf beiden Seiten fielen immer wieder einzelne Steine heraus und gingen dadurch verloren. Abschnittsweise war die Mauer überhaupt nicht mehr vorhanden.
Da die Trockenmauern als geschütztes Biotop ausgewiesen sind, war die Sanierung unumgänglich. In einem ersten Bauabschnitt wurden 96 Meter der Mauern im Jahr 2024 für 134.000 Euro aus dem städtischen Haushalt saniert. In einem zweiten Bauabschnitt konnten von September 2024 bis Februar 2025 weitere 99 Meter beidseitig saniert und errichtet werden. Dafür wurden rund 60 Kubikmeter an gebrauchten Mauersteinen aus Keupersandstein verbaut, die aus der Region Stuttgart stammen. Die geschätzten Kosten für diesen zweiten Bauabschnitt belaufen sich auf rund 150.000 Euro, wovon 70% von der Stiftung Naturschutzfonds des Landes Baden-Württemberg als Ausgleichsmaßnahme für Stuttgart 21 gefördert werden.
Die Sanierung der Trockenmauern in Oberensingen ist ein Teil in einer Reihe von ähnlichen ökologisch wertvollen Projekten: Im Gewann Veitenäcker in Neckarhausen konnte nach rund einem Jahr Bauzeit eine fast 130 Meter lange Trockenmauer ihrer Bestimmung übergeben werden. Im Jahre 2009 wurden zwei kurze Teilstücke einer Mauer am Neckarhäuser Siedlungsrand instandgesetzt. Im Gewann Quätler, das sich nur einige hundert Meter weiter östlich des Gewanns Veitenäcker in Neckarhausen befindet, wurde eine fast 120 Meter lange Trockenmauer in den Jahren 2017 und 2018 erfolgreich saniert.
Hintergrund-Information: Was macht Trockenmauern so wertvoll für die Natur?
Trockenmauern sind zum einen wertvoller Ersatzlebensraum für Arten natürlicher Felsstandorte und Steinbrüche, aber auch Verbindungsachsen für die Trockenlebensräume und haben daher eine besondere Funktion im lokalen wie im überörtlichen Biotopverbund.
Da die Trockenmauern ganz ohne Mörtel auskommen, finden sich zwischen den Steinen, aber vor allem auch im rückwärtigen Bereich, der meistens verborgen bleibt, eine Vielzahl von kleinen und größeren Hohlräumen, die natürlich für alle möglichen Tierarten als Versteck und Überwinterungsraum dienen.
Typischerweise leben in Trockenmauern vor allem Reptilien, im speziellen Fall die Zauneidechse. Aber im ersten Bauabschnitt im Grubberg konnte gleich im ersten Jahr sogar die Mauereidechse festgestellt werden, die zuvor dort noch nicht gesichtet wurde. Und wo aus dem darüber liegenden Hang noch Quellwasser auf die Trockenmauer trifft und den umgebenden Bereich feucht hält, findet man häufig auch sehr viele Feuersalamander vor, in und hinter den Steinen.
An Pflanzen auf und an Trockenmauern gibt es vor allem Mauerfarn, Mauerpfeffer und Hauswurz, deren Einwandern am neuen Abschnitt in Oberensingen voraussichtlich einige Jahre dauert.