Nürtingen aktuell
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Eine Hohenzollerin im Nürtinger Schloss
Erstelldatum20.05.2025
Eine Hohenzollerin im Nürtinger Schloss & 30 Jahre Stadtmuseum
Gleich zwei Ausstellungen eröffnet das Stadtmuseum Nürtingen am Sonntag, 25. Mai, 11 Uhr: Eine Ausstellung porträtiert erstmals Elisabeth von Brandenburg, eine Nürtinger Herzogswitwe. Die andere Ausstellung wirft einen Blick in die Geschichte von 30 Jahren des Nürtinger Stadtmuseums.
Was aussieht wie der Beginn eines Witwenlebens in Langeweile und Einsamkeit, nutzte Elisabeth von Brandenburg mit fast 50 Jahren als Neustart. Ihren Nürtinger Hof machte sie zu einer geschätzten Anlaufstelle ihrer brandenburgischen Familie, ihrer württembergischen und badischen Angehörigen. Elisabeth machte sich als Ziehmutter, Erzieherin und Lehrerin unentbehrlich, gewährte einer Ziehtochter ungewöhnliche Freiheiten und fädelte für eine andere eine politisch geschickte Heirat ein. Hinter ihr lag eine konfliktreiche und kinderlose Ehe mit dem württembergischen Grafen Eberhard VI., der sie immer wieder zu ihrer hohenzollerischen Familie entfloh. Als ihr Mann abgesetzt und des Landes verwiesen worden war, durfte sie ihren Witwensitz in Nürtingen beziehen. Damit war der Weg für ein selbstbestimmtes Leben Elisabeths frei – zumindest im Rahmen dessen, was einer fürstlichen Witwe zustand.
„An Elisabeth kann man gut Fragen verhandeln, die heute noch diskutiert werden: Wie frei kann eine Frau heute wirklich über ihr Leben bestimmen? Was erwartet die Gesellschaft von ihr, was belohnt und was sanktioniert sie?“, erläutert Museumsleiterin Melina Wießler. „Ganz spannend ist die Frage: Lohnt es sich, mit fast 50 Jahren noch mal durchzustarten, zumal als geschiedene Frau oder Witwe? Elisabeth würde ganz nachdrücklich sagen: Ja!“
Die Ausstellung strahlt weit über die Grenzen Baden-Württembergs hinaus: Sie gehört zum von der bayerischen Schlösserverwaltung initiierten umfangreichen Ausstellungs- und Forschungsprojekt „WIRKSAM. Frauennetzwerke der Hohenzollern im Spätmittelalter“. Von der fränkischen Cadolzburg aus ist ein Netzwerk zu entdecken, in dem Frauen des 15. Jahrhunderts die Hauptrolle spielen. Ausstellungen an neun weiteren Wirkungsorten laden über einen Zeitraum von 14 Monaten zwischen 2025 und 2026 zu einer faszinierenden Reise in die Geschichte ein.
„Nur“ 30 lebhafte Jahre ist die Eröffnung des Nürtinger Stadtmuseums her, das dieses Jahr den runden Geburtstag feiert. Zeit, um einige Höhepunkte Revue passieren zu lassen: Unzählige Kindergenerationen sind hier den Heldinnen und Helden ihrer Kinderzimmer begegnet, gingen auf Entdeckertour und haben stundenlang gespielt, gebaut oder gebastelt. Unermüdliche ehrenamtliche Hände haben tolle Sachen auf die Beine gestellt. Von der freiwilligen Feuerwehr bis hin zu Metabo haben Institutionen und Unternehmen zusammen mit dem Museumsteam hier ihre Geschichte und Geschichten erzählt. Autorinnen und Autoren, unzählige Schulklassen und Besuch aus aller Welt waren hier zu Gast. Das alleine würde Material für etliche Ausstellungen bieten. Das Stadtmuseum hat besondere Highlights ausgewählt und gewährt auch Einblick hinter die Kulissen: Was gibt es zu tun im Museum? Die Antwort: Eine Menge – langweilig wird es nie.
Die Ausstellungen sind vom 25. Mai bis zum 21. September im Nürtinger Stadtmuseum zu sehen. Weitere Informationen finden Sie auf der Homepage des Stadtmuseums.
Am 4. Juni, 9. Juli und 20. August werden ab 18 Uhr Feierabendführungen angeboten. Hierfür ist jeweils eine Anmeldung erforderlich.
Am Montag, 30. Juni findet um 19 Uhr im Hölderlinhaus ein Werkstattgespräch mit Dr. Anja Thaller (Universität Stuttgart und Mannheim) statt, das sich einer Frau nähert, die ihre Handlungsspielräume aktiv zu nutzen wusste.
20.05.2025