In der dunklen Jahreszeit zeigt sich Nürtingen von seiner leuchtenden Seite.
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Mit Kunst die Welt entdecken
Mit Kunst die Welt entdecken
Mit fünf Ausstellungen und Angebote für alle Generationen präsentiert die Fritz und Hildegard Ruoff Stiftung im Jahr 2023 ein vielfältiges Ausstellungsprogramm. Zum Jahresbeginn befragt die Hamburger Künstlerin Annette Streyl über die Zeiten hinweg alte Kunst neu. Zwei besondere Ausstellungen suchen nach Verbindungen zwischen Kunst und Literatur und erinnern mit dem Kunstkritiker, Kurator und Publizisten Günther Wirth (1923-2015) sowie – in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Literaturarchiv Marbach – dem Schriftsteller Peter Härtling (1933-2017) an zwei bedeutende Persönlichkeiten, die dem Hause Ruoff freundschaftlich verbunden waren. Durch die Zusammenarbeit mit dem Archiv Baumeister in Stuttgart rückt das weitgehend unbekannte Werk von Margarete Oehm (1898-1978), Frau des international bekannten Malers Willi Baumeister (1889-1955), in den Fokus. Und zum Abschluss des Jahres widmet sich die vertiefende Werkschau über Fritz Ruoff (1906-1986) dem Thema Tiere.
Seit ihrer Gründung im Jahr 2003 hat sich die Stiftung Ruoff zu einem festen Bestandteil der Nürtinger Kulturlandschaft entwickelt. In den Räumen der Stiftung wird nicht nur das Lebenswerk des Bildhauers, Malers und Zeichners Fritz Ruoff sowie das eigenständige fotografische Schaffen Hildegard Ruoffs bewahrt, sondern dieses auch in Kontext und einen Dialog mit zeitgenössischer Kunst gesetzt. „Diese Kombination übt einen ganz besonderen Reiz aus, denn in den Räumlichkeiten der Stiftung wird Kunst nicht einfach nur ausgestellt – hier wird Kunst gelebt und geatmet“, erklärt Oberbürgermeister Dr. Johannes Fridrich.
Der Auftakt zum diesjährigen Ausstellungsprogramm vom 22. Januar bis 5. März ist ein Paradebeispiel hierfür: Die gelernte Steinbildhauerin und Meisterschülerin Franz Erhard Walthers an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg, Annette Streyl, wurde international bekannt durch Neuinterpretationen der Material- und Kunstgeschichte. Ihre Arbeiten kreisen um die Erfahrungswelt des Alltäglichen und die von Menschen erschaffene und gestaltete Umwelt. Eigens für die Räume der Ruoff Stiftung entwickelte sie ein Panorama, das im Spannungsfeld zwischen der Kraft der Kunst und einer achtsamen Leichtigkeit pendelt und in Zusammenarbeit mit der Stuttgarter Galerie Katrin und Marko Schacher ermöglicht wird.
Günther Wirth vereinte viele Talente in sich: Als Kunstkritiker begleitete er Künstlerinnen und Künstler verschiedener Generationen. Er wurde als „Ausnahmepersönlichkeit“ bezeichnet, welche die Kunstszene in Baden-Württemberg bedeutend mitgeprägt habe. Er baute große Sammlungen mit Gegenwartskunst auf, förderte den Nachwuchs und lehrte an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart. Er war Ausstellungsmacher, Kurator und Publizist. Über Jahrzehnte hinweg war der Träger der Staufer-Medaille des Landes Baden-Württemberg und Ehrensenator der Kunstakademie Stuttgart Hildegard und Fritz Ruoff freundschaftlich verbunden. Nun wird eine Facette seiner Persönlichkeit in der Stiftung neu entdeckt: der Lyriker Günther Wirth. Vom 12. März bis 30. April sind unter dem Titel „gw 99+1“ Werke von Künstlerinnen und Künstlern zu sehen, die Wirth besonders schätzte – von Max Ackermann über Gerlinde Beck, Erich Hauser und Karin Kieltsch bis hin zu Rosalie, Rudolf Schoofs oder Ben Willikens. Präsentiert wird zudem die künstlerische Begleitung zu Günther Wirths Antikriegs-Langgedicht „King of Love“.
Die Stuttgarterin Margarete Oehm wird in erster Linie als Frau des Künstlers Willi Baumeister genannt. Ihr eigenes künstlerisches Werk ist dagegen noch immer wenig bekannt und ist in den Räumen der Ruoff Stiftung in seiner ganzen Faszination neu zu entdecken. In Jugendjahren erhält sie privaten Mal- und Gesangunterricht. Oehm unternimmt zahlreiche Reisen und interessiert sich als Malerin und Zeichnerin für das neue künstlerische Menschenbild der Uecht-Gruppe um Oskar Schlemmer und Willi Baumeister. Sie entwickelt eine eigene Figurenwelt mit flächig angelegten Formen und markanten Konturlinien als Begrenzung. 1923 lernt sie Willi Baumeister kennen. Mit der Hochzeit 1926 beendet Margarete Oehm auf einem ersten Höhepunkt abrupt ihr künstlerisches Schaffen. In der Ruoff Stiftung werden ihre Werke nun erstmals in einer institutionellen Ausstellung vom 7. Mai bis 17. September unter dem Titel „Kunst ist Poesie“ in Zusammenarbeit mit dem Archiv Baumeister in Stuttgart präsentiert.
Ein weiterer Ausstellungshöhepunkt schließt sich an: Am 13. November 2023 wäre Peter Härtling (1933-2017), einer der wichtigsten deutschen Schriftsteller nach 1960 und Nürtinger Ehrenbürger, 90 Jahre alt geworden. Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs floh die Familie aus den Ostgebieten und fand 1945 Zuflucht in Nürtingen. Hier lernte Peter Härtling den Bildhauer, Maler und Zeichner Fritz Ruoff kennen, der zu seinem Mentor wurde. Als Hommage an Härtling präsentiert die Ruoff Stiftung mit „Der große Klang“ eine Ausstellung, die vom 24. September bis 19. November einen Einblick in die Werkstatt des Autors gewährt. Erstmals überhaupt öffentlich zu sehen sind Werke von Fritz Ruoff aus der Sammlung Peter Härtlings. In Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Thomas Schmidt erscheint zudem in der Reihe „Spuren“ eine Publikation des Deutschen Literaturarchivs Marbach. Autor ist der Journalist Andreas Warausch. Diese wird bei der Eröffnung der Ausstellung am 24. September in den Räumen der Ruoff Stiftung vorgestellt.
Den Abschluss des Ausstellungsjahres 2023 in der Ruoff Stiftung bildet ein besonderer Blick auf das Werk Fritz Ruoffs. In diesem Jahr setzt die Stiftung die thematische Vertiefung der 2021 retrospektiv angelegten Ausstellung „Fritz Ruoff – Konzept Intensität“ fort. Im vergangenen Jahr standen nie gezeigte Werke im Mittelpunkt, in denen sich Ruoff der Landschaft näherte. „Fritz Ruoff – Tiere“ zeigt nun, wie der Künstler das Tier als Sinnbild einer Welt unmittelbaren Erlebens versteht. Durch eine Zusammenarbeit mit Nürtinger Schulen werden erstmals in diese Ausstellung auch Bilder von Schülerinnen und Schülern integriert.
2023 baut die Fritz und Hildegard Ruoff Stiftung ihr Vermittlungsprogramm weiter aus. Neben den öffentlichen Führungen am Wochenende werden außerhalb der Öffnungszeiten für Studierende und Schulklassen auch unter der Woche Führungen angeboten. Unter dem Motto „KunstDialog und mehr“ ergänzen kleinere Veranstaltungen in verschiedenen Formaten die Ausstellungen und machen die Ruoff Stiftung als besonderen Ort der Kunst und der Begegnung erlebbar.
Öffentliche Führungen finden während der regulären Öffnungszeiten an ausgewählten Terminen statt.
Private Gruppenführungen für bis zu 20 Personen sowie Führungen für Schulklassen und Studierende können während und außerhalb der Öffnungszeiten nach telefonischer Vereinbarung (07022 / 75358) gebucht werden.
Öffnungszeiten: samstags und sonntags 14-18 Uhr. Am 9. April und 24. Dez. sowie im August geschlossen. Der Eintritt ist frei.
Weitere Informationen finden Sie unter www.ruoff-stiftung.de.