Mobilität ist mehr, als nur von Ort A nach Ort B zu kommen. Sie erfüllt wichtige Grundbedürfnisse des Menschen. Wir gehen einkaufen und besorgen uns dabei Waren, die über verschiedene Wege in den Supermarkt oder Einzelhandel angeliefert wurden. Wir machen uns auf den Weg zur Arbeit oder suchen Erholung an anderen Orten. Mobilität ermöglicht die aktive Teilhabe am gesellschaftlichen Leben.
Gleichzeitig hat das damit verbundene Verkehrsaufkommen ökologische und ökonomische Belastungen zur Folge, welche die Lebensqualität beeinträchtigen können. Forscher des Londoner Centre for Economics and Business Research schätzen, dass sich die durch Staus verursachten volkswirtschaftlichen Kosten in Deutschland auf mehr als 500 Milliarden Euro im Jahre 2030 summieren könnten. Anwohner von Durchgangsstraßen klagen über eine steigende Lärmbelastung durch Schwerlastverkehr. Und die Rekordzahl von aktuell rund 60 Millionen zugelassenen Autos in Deutschland ist durch deren Schadstoffausstoß eine Belastung für die Umwelt und das Klima. Rund 30% des Endenergieverbrauchs im Jahr 2018 entfiel alleine auf den Verkehr.
Vor diesem Hintergrund muss das Thema Mobilität neu gedacht werden. Verkehr darf nicht mehr nur bewältigt, sondern muss nachhaltig gestaltet werden. Dies erfordert ein Umdenken und geändertes Verhalten, das widerstreitende Aspekte wie die Sicherung von Lieferketten und die Neuaufteilung der bestehenden Infrastruktur oder den Klimaschutz vereint.
Die Stadt Nürtingen hat bereits im Jahr 2005 ein integriertes Verkehrskonzept erarbeitet. Mittlerweile haben sich jedoch die Rahmenbedingungen geändert: Nürtingen soll an das S-Bahn-Netz angebunden werden, die Sigmaringer Straße wurde zur Fahrradstraße, die Alleenstraße ist für das Projekt „Stadtbalkon“ dauerhaft für den Autoverkehr gesperrt, das Quartier „Östliche Bahnstadt“ wird entwickelt und das Land Baden-Württemberg will bis 2040 klimaneutral sein. All dies macht eine Neubewertung der bisherigen Planungen und Maßnahmen erforderlich.
Dazu wird aktuell ein neues integriertes Mobilitätskonzept in fünf Stufen erarbeitet. Unter Beteiligung der Öffentlichkeit, Experten und Interessengruppen soll es Maßnahmen und Wege aufzeigen, wie die Bedürfnisse von allen Verkehrsteilnehmern in Nürtingen vereint werden können. In einem ersten Schritt werden die Vorgängeruntersuchungen und laufende Planungen ausgewertet. Danach werden die heutige Infrastruktur und bestehende Mobilitätsangebote erfasst und Verkehrsursachen ermittelt. In der dritten Phase werden Ziele definiert, wie die Mobilität in den Jahren 2030 bis 2035 aussehen könnte. Danach werden Stärken und Schwächen analysiert, welche hinderlich oder förderlich beim Erreichen dieser Ziele sein könnten. In der abschließenden Phase werden Maßnahmen entwickelt, welche die etwaigen Probleme lösen sollen. Das integrierte Mobilitätskonzept dient als Rahmen, auf dessen Grundlage dann Details geplant werden.
Der erforderliche Wandel kann nur eintreten, wenn er durch die Verkehrsteilnehmer eingeleitet wird. Daher sollen die Bürgerinnen und Bürger durch Befragungen und Workshops in den Entwicklungsprozess eingebunden werden. Im Oktober soll eine schriftliche und digitale Befragung zu Herausforderungen und Ideen im Bereich Mobilität durchgeführt werden. Für November ist ein erster Workshop zu den Zielen der Mobilität vorgesehen.
Bereits jetzt können sich alle interessierten Bürgerinnen und Bürger über den Ablauf des Projekts online informieren. Unter www.mobilitaetskonzept-nuertingen.de sind die Inhalte der einzelnen Phasen, der Zeitablauf sowie weitere Informationen zum integrierten Mobilitätskonzept 2035 abrufbar. Dort kann man sich auch für einen Newsletter anmelden.