In der dunklen Jahreszeit zeigt sich Nürtingen von seiner leuchtenden Seite.
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Demenzkampagne im Roßdorf
Bundesweit steigt die Zahl der Hochbetagten und parallel dazu wächst der Kreis derjenigen, die an Demenz erkranken. Diese Entwicklung macht auch vor Nürtingen nicht halt. Deshalb widmen der Pflegestützpunkt und die kommunale Altenhilfe der Stadt Nürtingen dem Thema eine halbjährige Veranstaltungsreihe. Die Demenzkampagne startete Anfang Juni mit der Ausstellung Blaue und graue Tage im Gemeinschaftshaus Roßdorf. Sie soll sensibilisieren und informieren.
Das Roßdorf ist für die Kampagne besonders interessant, weil es stadtweit den höchsten Prozentsatz von über 60-Jährigen hat. Von 3628 Einwohnern sind 1330 älter als 60 Jahre, das entspricht rund 35 Prozent. Eine ähnliche Altersstruktur hat in Nürtingen nur noch die Braike. Wir haben uns auf einen Stadtteil beschränkt, um das Thema hier richtig zu vertiefen, statt übers ganze Stadtgebiet verstreut Einzelveranstaltungen zu machen, sagt Iris Ackermann, Abteilungsleiterin Soziales im Amt für Bildung, Soziales und Familie (BiSoFa). Im Roßdorf lebten zudem viele Spätaussiedler, die traditionell selbst und sehr privat pflegen bis die Frauen irgendwann unter der Belastung
zusammenbrechen. Diese Menschen erreiche man oft gar nicht mit den Entlastungsangeboten, welche die Stadt anbietet oder vermittelt.
Diese Angebote vorzustellen und sie mit den Initiativen vor Ort zu vernetzen, ist ein weiteres Anliegen der Demenzkampagne. Mit der Konzentration der Thematik zunächst auf das Roßdorf folgt das BiSoFa auch dem aktuellen Trend in der Sozialplanung. Man reagiert nicht mehr nur auf Bedürfnisse, sondern versucht, vorausschauend die Quartiere zu entwickeln, so Ackermann. Dazu gehört auch eine Bestandsaufnahme, was es denn vor Ort an Initiativen und Selbsthilfegruppen gibt. Unser Ziel in der kommunalen Altenhilfe muss die Schaffung eines wertschätzenden gesellschaftlichen Umfelds sein. Gleichzeitig müssen wir die bereits vorhandenen nachbarschaftlichen Strukturen in den Quartieren stärken, formuliert Iris Ackermann. Wenn Menschen im Quartier füreinander Verantwortung übernehmen, erhöhten sich die Chancen für pflegebedürftige Menschen, länger im vertrauten Umfeld bleiben zu können.
Ideal ist ein guter Mix aus professionellen Angeboten und nachbarschaftlichen Hilfeleistungen. Im Roßdorf gibt es davon eine ganze Menge, weiß Nathalie Küster vom Pflegestützpunkt. Als Beispiele nennt sie die Versorgung durchs genossenschaftlich organisierte Roßdorflädchen, das Bürgerschaftliche Engagement in der BUS-Gruppe oder die Kooperation mit der Roßdorfschule, die auch die Demenzkampagne unterstützt und mit einer Projektwoche begleitet.
Die Wanderausstellung Blaue und graue Tage der Alzheimer Gesellschaft Baden-Württemberg, die noch bis zum 26. Juni im Foyer des Gemeinschaftshauses Roßdorf zu sehen ist, zeigt Porträts von Demenzkranken und ihren Angehörigen und bietet berührende Einblicke in deren Lebenswelt. Wir hoffen, dass die Demenzkampagne dazu beiträgt, dem Thema sein Tabu zu nehmen und betroffenen Familien Mut macht, offen damit umzugehen, sagt Nathalie Küster.