In der dunklen Jahreszeit zeigt sich Nürtingen von seiner leuchtenden Seite.
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Visionen für Nürtingen 2040
Zeit für Visionen ist selten im Alltag des Nürtinger Planungsamtes. Weil eine lebendige Stadt aber neben solider, handfester Planung auch unkonventionelle Denkansätze für ihre Entwicklung braucht, wurde das Projekt "Vision Nürtingen 2040" ins Leben gerufen. In Zusammenarbeit mit dem Stadtplanungsamt erarbeiteten Studenten der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen (HfWU) Szenarien für ein Nürtingen der Zukunft. Was dabei herauskam, stellten die 46 Studenten aus den Studiengängen Stadtplanung und Landschaftsplanung zusammen mit ihren Professoren Dr. Alfred Ruther-Mehlis und Dr. Roman Lenz jetzt vor.
"Da sind richtig gute Konzepte dabei", lobt Michael Paak, Leiter des Stadtplanungsamtes, die elf Studienarbeiten. Besonders schön sei, dass die Studenten auf Basis der bestehenden Strukturen gearbeitet hätten, anstatt ganze Stadtviertel für ihre Luftschlösser abzureißen. Für die Vision "Grüner Ring Nürtingen" beispielsweise verknüpften sie die bestehende Grünanlage auf dem Ersberg mit einer neuen Grünbrücke über die Neuffener Straße, entrümpelten die Ufer von Steinach und Tiefenbach und machten das Wasser mit neuen Wegeverbindungen erlebbar. Wie das Leben ohne privates Auto funktionieren könnte, zeichnete ein anderes Team am Beispiel einer vierköpfigen Familie nach. Phantasievoll mit Szenerien aus Legosteinen bebildert und mit fiktiven Zeitungsartikeln dokumentiert, beschreiben die Studenten die einzelnen Schritte - bis hin zur Installation von Ladestationen fürs E-Bike. Futuristisch aber nicht realitätsfern sind auch die Vorstellungen der Studenten von urbaner Landwirtschaft oder vom Mehr-Generationen-Wohnen in Nürtingen.
"Die Zusammenarbeit hat gut funktioniert und die Arbeiten sind zum Teil sehr hochwertig", freut sich auch Verena Stock. Als Beauftragte für das Integrierte Stadtentwicklungskonzept ISEK betreute sie das Projekt von städtischer Seite und beschaffte Daten, Fakten, und Pläne für die Studienarbeiten. Zu den Zwischenpräsentationen kamen außerdem Planungsamtsleiter Paak und der Technische Beigeordnete Andreas Erwerle. Vom Projekt profitieren beide Seiten. Die Studenten arbeiteten praktisch und realitätsnah, die Stadt bekam im Gegenzug wertvolle Impulse. Diese sollen in das Stadtentwicklungskonzept mit einfließen. Ein Teil der "Visionen Nürtingen 2040" wird deshalb bei der ISEK-Auftaktveranstaltung im Juni präsentiert.
Das Projekt ist zugleich der erfolgreiche Start in eine engere Zusammenarbeit zwischen Stadt und Hochschule. Zwar gab es schon in der Vergangenheit immer wieder gemeinsame Projekte, doch jetzt bekam die Kooperation verbindliche Regeln und einen Rahmen. "Wir wollen nicht Arbeit an die Hochschule abwälzen, sondern sie als Kreativitätspool nutzen", sagt Paak. Auf der anderen Seite will die Stadt nicht als bloße Auskunftei für bauliche Daten dienen, sondern zu konkreten Projekten beitragen. Auch der Dekan der Fakultät Landschaftsarchitektur, Umwelt und Stadtplanung, Alfred Ruther-Mehlis, erwartet eine fruchtbare Zusammenarbeit im Rahmen von Studienprojekten und Abschlussarbeiten. Die jeweiligen Themen erarbeiten Stadt und HfWU gemeinsam.
Das nächste Projekt heißt FKN-Gelände und steht bereits in den Startlöchern. Für das Areal, auf dem derzeit noch die Freie Kunstakademie Nürtingen untergebracht ist, sollen Studenten Entwicklungskonzepte ohne Nutzungsvorgabe erstellen. Ganz freien Lauf dürfen die angehenden Stadtplaner unter Leitung von Professor Dr. Siegfried Gaß ihrer Phantasie freilich nicht lassen, denn vorhandene Wegebeziehungen wie der Neckartalradweg müssen berücksichtigt werden. Mit dem Start des neuen Semesters im März soll die Projektarbeit für das FKN-Gelände beginnen.