In der dunklen Jahreszeit zeigt sich Nürtingen von seiner leuchtenden Seite.
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Abenteuer PLAYMOBIL
Sonderausstellung im Stadtmuseum
Bis 10. März beschert das Stadtmuseum kleinen und großen Nürtingerinnen und Nürtingern erneut ein PLAYMOBIL- Abenteuer.
Die Sammlerin Irmtraud Keller aus Marktoberdorf präsentiert wieder hunderte von Figuren und Requisiten. Ihre Spezialitäten sind große PLAYMOBIL-Geschichten. Dafür baut sie die Figuren teilweise um, steckt sie neu zusammen und kleidet sie neu ein. Auch Zubehörteile werden gesägt und bemalt. So kann sie Figuren und Requisiten in verschiedenen Szenarien einsetzen und ganze Lebenswelten erschaffen, wie beispielsweise das gigantische Mittelalter-Szenarium samt Stadt, Burg und Turnierplatz.
„Wir haben hier eine hervorragende Sammlerin, die es versteht, eindrucksvolle Bilder in der ´PLAYMOBIL-Sprache` quasi maßzuschneidern. Das ist schon toll“, erklärt Angela Wagner-Gnan.
Auch Piraten im Kampf auf hoher See und die Alltagswelt um 1900 als Großszenen sind in dieser PLAYMOBIL-Ausstellung zu bewundern. Die Museumsleiterin schwärmt: „21 Märchen hat Irmtraud Keller aus ihrem Fundus inszeniert. Auch historische Schiffe von der römischen Galeere bis hin zum Kanonensegler sind weitere Highlights.“ Somit ist die Ausstellung eine wahrliche Neukomposition aus
historischen Schlüsselszenen, wie beispielsweise die Arche Noah oder der ägyptische Pyramidenbau. Ihnen gegenüber stehen Indianerdorf und Wild West City aus dem 19. Jahrhundert.
Die Geschichte des Spielzeugs wird auf Schautafeln in der Ausstellung spannend präsentiert.
1972 wurde die Spielfigur von der Zirndorfer Firma geobra Brandstätter in Deutschland zum Patent angemeldet, ein Jahr später auch in England, Italien, Frankreich und den USA.
Hans Beck, Produktentwickler von geobra Brandstätter, hatte zunächst eine Einzelfigur entwickelt, genau 7,5 Zentimeter groß und damit exakt in eine Kinderhand passend. Sie hatte bewegliche Arme und Beine und, darauf legte er großen Wert, eine sympathische Ausstrahlung. In Handarbeit fertigte er eine Reihe von gleichartigen Grundfiguren an, die sich lediglich durch die Farbgebung und die Zugabe entsprechender Zubehörteile unterschieden.
Das Gesicht war einfach: Zwei Punkte und ein Strich, denn weitere Details hätten die Fantasie eines Kindes beeinträchtigen können, so der Gedanke. Das Gesicht der heutigen PLAYMOBIL-Figuren ist immer noch so gestaltet.
Hans Beck testete damals seine Figuren an seinen Nachbarskindern, die begeistert waren und nach weiteren Spielfiguren verlangten.
1974 wurden die kleinen Männchen auf der Nürnberger Spielzeugmesse vorgestellt. Das Interesse an den „Spielzeugfiguren mit nach unten offenem Körper“ tendierte gegen Null, bis am vorletzten Messetag ein holländischer Großhändler für eine Million Mark die Figuren orderte. Das Gerücht, dass der Großhändler sich das Alleinverkaufsrecht sichern könnte, machte die Runde. Und plötzlich wurden die Figuren auch für andere Händler interessant. Schließlich wollte keiner den Trend verpassen. Von nun an ging es steil bergauf. 1975 betrug der Umsatz 32 Millionen Mark, ein Jahr später schon 102 Millionen. Die Nachfrage stieg nun Jahr um Jahr. Der Systemgedanke zahlte sich aus, denn durch die laufenden Produktergänzungen wurde das Spielzeug immer vielseitiger. Hinzu kam eine klare Produktphilosophie: keine vordergründige Gewalt, keine Horrorszenarien und keine kurzlebigen Trends.
Zu den ersten drei Spielfiguren, Bauarbeiter, Indianer und Ritter, kamen im Lauf der Zeit noch viele hinzu, wie beispielsweise Cowboy und Polizist. 1976 kam die erste weibliche Figur ins Spiel. Für alle Figuren wurden Häuser, Fahrzeuge und Werkzeuge entwickelt. Nach zehn Jahren schon bevölkerten 500 Millionen PLAYMOBIL-Figuren den Erdball. Zu den ewigen Dauerbrennern gehören immer noch die Ritterburg und das Piratenschiff. Bis heute ist der Erfolg von PLAYMOBIL ungebrochen. „Kein Wunder, die Vielfalt des PLAYMOBIL-Spielmaterials tendiert gegen unendlich“, erklärt die Nürtinger Museumsleiterin Angela Wagner-Gnan. So haben sich die Spielwelten in der zweiten Generation fortgesetzt und werden von den Eltern an die Kinder weitervererbt. Die Figuren der ersten Stunde sind zu wertvollen Sammlerobjekten geworden. So auch bei der Sammlerin Irmtraud Keller, die die PLAYMOBIL – Ausstellung für Nürtingen ausgerichtet hat.
Letztes Jahr feierte sie ihr persönliches 40-jähriges „PLAYMOBIL-Jubiläum“. Denn 1977 hat sie sich als 13-Jährige ihre erste Figur gekauft – „die Wasserträgerin“. Diese Figur, die von Irmtraud Keller liebevoll als ihre „Eva“ bezeichnet wird, wurde zum Grundstock für eine der umfangreichsten und bedeutendsten PLAYMOBIL- Sammlungen in der Region.
In der Nürtinger PLAYMOBIL-Ausstellung sind in zahlreichen Vitrinen die kreativen und maßgeschneiderten Modelle und Szenen der Sammlerin Irmtraud Keller zu sehen. „Sie ´baut` Geschichten und Eindrücke“, erklärt Angela Wagner-Gnan. Das war der Museumsleiterin bewusst. Denn als sie im letzten Jahr bei den Vorbereitungen für die „Ötzi“-Ausstellung war, benötigte sie eine bespielbare Miniaturszene aus der Jungsteinzeit. „PLAYMOBIL hat jungsteinzeitliche Bauern nicht im Sortiment, was sollten wir machen“, berichtet Wagner-Gnan. Sie wandte sich damals kurzerhand an Irmtraud Keller. Diese baute PLAYMOBIL-Indianer und
-Ägypter zu ganzen Ötzi-Sippen um, zum großen Spielvergnügen der kleinen Ausstellungsbesucher.
Dass die Sammlerin ein Händchen dafür hat, was der Nürtinger Museumsleiterin bekannt. Denn schon einmal tummelten sich ganze Legionen von PLAYMOBIL-Figuren im Stadtmuseum. Das war im Winter 2015/2016. Am Ende konnte Angela Wagner-Gnan fast 11 000 Ausstellungsbesucher bekanntgeben. „Manche kamen sogar mehrmals.“ Für viele war es damals ein Ausflug in die eigene Kindheit. Mütter und Väter zeigten ihren Kindern, welche Fahrzeuge, Tiere oder Figuren sie selbst hatten. Einige Erwachsene kamen auch ganz allein. Im Gästebuch stand beispielsweise der Kommentar „Auch mir, mit meinen 66 Jahren, hat die Ausstellung gut gefallen“.
Spielmöglichkeiten für Groß und Klein wird es auch dieses Mal geben. Für die Kleinen gibt es im Kinderzimmer ein großes Piratenschiff zum Herumklettern. „Außerdem dürfen sich alle kreativ austoben. Es gibt Malvorlagen, ein Suchspiel und jede Menge PLAYMOBIL-Spielmaterial in verschiedenen Nischen. „Manche Kinder werden wohl am liebsten hier übernachten wollen“, meint Museumsleiterin Angela Wagner-Gnan.
Bürgermeisterin Annette Bürkner ist sich sicher, dass viele kleine Erstbesucher das Nürtinger Stadtmuseum auf spielerische Art erkunden und positive Eindrücke mit nach Hause nehmen werden. Auch auf die größeren Museumsbesucher warten viele interessante Sachen. Neben der PLAYMOBIL-Ausstellung kann auch die neue Abteilung der Industrialisierungsgeschichte besucht werden: „Das ist hier in Nürtingen wirklich gelungen“, bestätigt Bürgermeisterin Annette Bürkner. „Ich bin stolz auf das, was unser Museum bietet.“
Das Stadtmuseum hat dienstags bis freitags von 14 bis 18 Uhr geöffnet, am Samstag, Sonntag und an Feiertagen ab 10 Uhr bis 18 Uhr. Kindergruppen können nach Absprache auch vormittags die Räume des Stadtmuseums besuchen. Alle Informationen gibt es per Telefon unter 07022 36 -334,
per Mail: stadtmuseum(@)ntz.de oder im Netzt unter: www.stadtmuseum-nuertingen.de .