In der dunklen Jahreszeit zeigt sich Nürtingen von seiner leuchtenden Seite.
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Fachrat wird gegründet
Eine aus zahlreichen Kulturen bestehende Gesellschaft kann von den unterschiedlichen Erfahrungen, Wertevorstellungen, Kulturschätzen und Weltanschauungen auf vielfältige Weise profitieren. Die Integration von Menschen mit Migrationshintergrund ist daher eine Querschnittsaufgabe, die alle Lebensbereiche betrifft.
In Nürtingen leben derzeit Menschen aus 90 unterschiedlichen Nationen. 33,8% aller Nürtingerinnen und Nürtinger verfügen über einen Migrationshintergrund. Daher hat sich Nürtingen dieser Aufgabe schon vor Jahren angenommen, stellt die Arbeit auf diesem Gebiet aber nun mit der Gründung eines Fachrats für interkulturelles Zusammenleben auf eine strukturierte Basis.
Aus einer Fachtagung im April 2012 entstand eine Arbeitsgemeinschaft, in der sich Bürgerinnen und Bürger Nürtingens unter Leitung des städtischen Integrationsbeauftragten ehrenamtlich mit den Belangen von Menschen mit Migrationshintergrund beschäftigt haben.
Als größte Herausforderungen wurden unter anderem die Optimierung von Informationswegen, fehlende Ansprechpartner, mangelnde Toleranz oder Unkenntnis anderer Religionen und Kulturen angesehen. Einigkeit besteht in einem Punkt: Es gibt keine Alternative zu einem Dialog. Und dieser muss vorurteilsfrei, transparent, auf vertrauensvoller Basis und unter der Voraussetzung der Selbstreflexion geführt werden.
Hieraus erwuchs der Wunsch nach einem Integrationsbeirat, welcher als Schnittstelle zwischen Vereinen, Politik und Verwaltung dienen, Projekte koordinieren, eine Kooperation auf Augenhöhe anstreben und einen offenen und kritischen Austausch unter Einbeziehung des Gemeinderats führen soll. Die Stadt Nürtingen heißt Menschen mit Migrationshintergrund ausdrücklich willkommen und möchte diese nicht nur als Teil der Gesellschaft wissen, sondern sie dazu ermutigen, aktiv das politische, soziale, wirtschaftliche und kulturelle Leben mit zu gestalten.
Der Gemeinderat der Stadt Nürtingen hat daher am 12. Mai 2015 einstimmig der Bildung und Geschäftsordnung eines Fachrats für interkulturelles Zusammenleben in Nürtingen zugestimmt. Unter dem Vorsitz von Oberbürgermeister Otmar Heirich sollen künftig 12 vom Gemeinderat gewählte sachkundige Bürgerinnen und Bürger, je ein Vertreter der sechs im Nürtinger Gemeinderat vertretenen Fraktionen und der Integrationsbeauftragte der Stadt Nürtingen den Gemeinderat und die Stadtverwaltung bei integrationspolitischen Fragen und allen Themen beraten, welche Personen mit Migrationshintergrund betreffen. Die Entwicklung des Fachrats basiert auf dem Projekt Interkulturelles Stadtleben der Stadt Nürtingen, welches seit Oktober 2012 im Rahmen des Förderprogramms Vielfalt gefällt! 60 Orte der Integration der Baden Württemberg Stiftung in Kooperation mit dem Ministerium für Integration gefördert wird.
Das Aufgabenspektrum ist breit. Die Vernetzung mit Vereinen, Einrichtungen und Institutionen steht ebenso im Vordergrund wie die politische Partizipation von Migranten, die Sprachförderung, die Rahmenbedingungen in der Arbeitswelt und die Wohn- oder Pflegesituation. All dies ist unter anderem Teil eines kommunalen Integrationskonzeptes, an dessen Erarbeitung der Fachrat mitwirken soll.
Die künftigen Mitglieder werden auf vier Jahre gewählt und tagen sechsmal im Jahr. Sie müssen das 18. Lebensjahr vollendet haben, seit mindestens sechs Monaten den Hauptwohnsitz in Nürtingen haben und sich zur freiheitlich-demokratischen Grundordnung der Bundesrepublik Deutschland bekennen.
Am 22. Juli um 18 Uhr informiert die Stadt Nürtingen in der Glashalle des Rathauses über die Bedeutung und die Aufgaben des Fachrats sowie die Möglichkeiten, sich dafür zu bewerben. Die Bewerbungsformulare werden bei der Informationsveranstaltung ausgeteilt, sind aber auch im Bürgertreff erhältlich oder über die Homepage der Stadt Nürtingen abzurufen. Bewerbungsschluss ist Mittwoch, 30. September 2015.
Im Anschluss wird ein Auswahlgremium, das aus Mitgliedern des Gemeinderats der Stadtverwaltung und Teilen der Bürgerschaft besteht, eine Vorschlagsliste erstellen. Im Herbst wird der Gemeinderat aus dieser Liste die 12 sachkundigen Bürgerinnen und Bürger wählen, welche ihre Arbeit mit einer konstituierenden Sitzung des Fachrats ab Januar 2016 aufnehmen.