In der dunklen Jahreszeit zeigt sich Nürtingen von seiner leuchtenden Seite.
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"Odyssey" in Nürtingen
Das Kunstprojekt Odyssey des britischen Künstlers und Bildhauers Robert Koenig kommt Mitte Juli nach Nürtingen. Mit überlebensgroßen Holzskulpturen als Wächter der Erinnerung thematisiert er Flucht, Vertreibung und Heimatlosigkeit. Nürtingen ist nach Leutkirch, Memmingen und Weingarten die vierte Stadt in Deutschland, in der die aktuell 44 Holzskulpturen zu sehen sind.
Die Anregung, dieses Projekt nach Nürtingen zu holen geht auf Pfarrerin Barbara Brückner-Walter und die Nürtinger Gedenkinitiative NS-Opfer zurück. Die Ausstellung schlägt eine Brücke zwischen der Geschichte der Vertreibung im 2. Weltkrieg und ganz aktuellen Erfahrungen mit Flüchtlingen aus aller Welt.
Während des Aufenthalts von Robert Koenig in Nürtingen werden zwei weitere Figuren vor Ort entstehen. Eine Figur wird mit der Ausstellung auf Wanderschaft gehen und die andere Figur wird in Nürtingen als Wächterin der Erinnerung zurückbleiben. Die Figuren, die an vier Standorten in der Stadt platziert sein werden,
stellen Erniedrigte dar, deren Würde durch die skulpturale Übergröße symbolisch erhöht wird. Sie erinnern an erzwungene oder freiwillige Migration, Entwurzelung, Heimatlosigkeit und Vertreibung. Der Künstler unternimmt eine spirituelle Reise, die dem tatsächlichen Weg entspricht, den seine Mutter im Jahr 1942 gehen musste, vertrieben aus ihrem Heimatort in Polen, bis sie schließlich in England Fuß fasste.
Der Aufbau ist für Montag, 13. Juli, geplant. Die Figuren werden im Rahmen des Sponsorings der Firma Metabo von Weingarten geholt. Gemeinsam mit dem Bauhof und dem Internationalen Jugendworkcamp der Stadt Nürtingen wird die Ausstellung aufgebaut. Als Standorte sind die Stadtkirche am Kirchturmaufstieg, die Verkehrsinsel auf der Stadtbrücke, das Neckarufer bei der Stadtbrücke und der Vorplatz des Stadtmuseums in der Wörthstraße vorgesehen. Außerdem gibt es einen offenen Schlagplatz bei der Freien Kunstakademie. Hier kann man dem Künstler bis Mitte August beim Arbeiten an den Holzskulpturen über die Schulter schauen.
Federführung des Projektes, das sich die Stadt rund 12.000 Euro fürs Begleitprogramm, den Ankauf der Nürtinger Odyssey-Figur und die Unterbringung des Künstlers kosten lässt, hat das Kulturamt. Außerdem sind die Volkshochschule, das Stadtmuseum, die Nürtinger Gedenkinitiative NS-Opfer, die Kirchengemeinden in Nürtingen, die Freie Kunstakademie Nürtingen, die Schulen in Nürtingen und das internationale Jugendworkcamp beteiligt. Als Sponsoren wurden neben Metabo die Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen, das Bauunternehmen Schwenk, die Albrecht Bühler Baum und Garten GmbH und das Ingenieurbüro Thumm & Sterr gewonnen.
Zur Ausstellung hat die Projektgruppe ein umfangreiches Rahmenprogramm gestaltet. So bietet die Volkshochschule Vorträge zum Thema Flucht, Vertreibung und Heimatlosigkeit an. Verschiedene Gesprächsrunden mit den Flüchtlingen von einst und jetzt bietet ein offenes Erzählcafé mit dem Schwerpunkt Flüchtlingsschicksale gestern und heute im Stadtmuseum. Das OpenAirKino bei der Versöhnungskirche in der Braike zeigt den Film Lauf, Junge, lauf, der die Geschichte des Jungen Srulik erzählt, dem 1942 die Flucht aus dem Warschauer Ghetto gelang.
Zusätzlich zu seiner Arbeit in Nürtingen hält Künstler Robert Koenig Schnitztechnik-Workshops für Schüler und Studierende. Drei Konfirmandengruppen treffen Robert Koenig zu einer Gesprächsrunde. In Zusammenarbeit mit dem Stadtmuseum und der Gedenkinitiative wurden zudem Rundgänge zu den vier Ausstellungsstandorten konzipiert. Mit der Enthüllung der Nürtinger Odyssey-Figur am 26. Juli in der Lutherkirche startet die Sommerpredigtreihe.
Die offizielle Eröffnungsfeier findet am Freitag, 17. Juli, um 18 Uhr in der Stadtkirche in Nürtingen statt. Eintrittskarten gibt es ab 1. Juli kostenlos am i-Punkt im Rathaus.