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Neues Paradies für Sonnenanbeter
icon.crdate17.09.2024
Die Trockenmauer im Gewann Veitenäcker in Neckarhausen wurde eingeweiht
Trockenmauer in Neckarhausen bei nassem Wetter eingeweiht
Für die meisten von uns ist die Vorstellung sicher wenig verlockend, an einem trockenen Ort zu leben, der von Steinen, Sand und Schotter oder magerer Erde umgeben ist. Doch es gibt einige Lebewesen für die solche Umweltbedingungen geradezu paradiesisch sind. Dazu zählen Sonnenanbeter wie Zauneidechsen oder Ringelnattern. Und diese finden nun in Neckarhausen ein neues Zuhause, denn dort ist nach rund einem Jahr Bauzeit eine fast 130 Meter lange Trockenmauer saniert worden. Ihre neuen, von der Sonne beheizten Wohnungen, sind mittlerweile bezugsfertig.
Im Gewann Veitenäcker am westlichen Ortsrand von Neckarhausen befindet sich das Trockenbiotop, das zwar schon seit Jahrzehnten existiert, jedoch im Laufe der Zeit und nicht zuletzt durch zwei Starkregenereignisse in den Jahren 2020 und 2021 stark in Mitleidenschaft gezogen und gar der daran vorbeiführende Weg verschüttet wurde. Im September 2023 begannen dann die Sanierungsarbeiten mit dem Rückbau der noch vorhandenen Mauerreste. Dabei wurde so viel intaktes Mauerwerk wie möglich in seinem ursprünglichen Zustand belassen. „Dadurch können die neuen Mauerteile schneller besiedelt werden“, erklärt der städtische Umweltbeauftragte Jochen Hildenbrand. Und davon gibt es reichlich: Während rund 42 Meter an alter Mauersubstanz erhalten werden konnte, wurden 135 Tonnen neue Steine auf einer Länge von mehr als 85 Metern verbaut. Neu sind sie allerdings nur an diesem Standort, denn das Material stammt aus Gebäudeabbrüchen oder dem Rückbau anderer Mauern und ist somit überwiegend als Recyclingmaterial anzusehen.
Doch damit nicht genug: Im rückwärtigen Bereich der Trockenmauer befinden sich durch das ständige Zufließen von Hang- und Oberflächenwasser von der Neckarhäuser Hochfläche zahlreiche kleine Feuchtbereiche, welche ein ideales Habitat für den Feuersalamander darstellt. Im Zuge der Planungen wurde eine große Population entdeckt, für die nun eine spezielle Laichwanne eingebaut wurde, die über den Hanggraben ständig mit durchfließendem Wasser versorgt und im Frühsommer von den Amphibien genutzt werden kann.
Die Kosten für die Sanierung belaufen sich auf rund 255.000 Euro, die vollständig vom Gewerbezweckverband Wirtschaftsraum Nürtingen getragen werden. Dies ist darin begründet, dass die Trockenmauersanierung als Ausgleichsmaßnahme der Entwicklung des Gewerbegebiets Großer Forst II zugewiesen wird. Für den Unterhalt zeichnet die Stadt Nürtingen verantwortlich.
Die Trockenmauer im Gewann Veitenäcker ist nur eine aus einer Reihe von weiteren Objekten, welche die Stadt Nürtingen in den vergangenen Jahren saniert hat oder noch sanieren wird. Im Jahre 2009 wurden bereits zwei kurze Teilstücke einer Mauer am Neckarhäuser Siedlungsrand instandgesetzt. Im Gewann Quätler, das sich nur einige hundert Meter weiter östlich des Gewanns Veitenäcker befindet, konnte eine fast 120 Meter lange Trockenmauer in den Jahren 2017 und 2018 erfolgreich saniert werden.
In wenigen Tagen wird der zweite Bauabschnitt der Trockenmauer im Gewann Grubberg in Oberensingen in Angriff genommen. In einem ersten Abschnitt wurden vor zwei Jahren auf beiden Seiten eines Fußwegs in Oberensingen, der von der Straße Am Kelterberg ins Gebiet Grubberg führt, Trockenmauern wiederhergestellt. Im zweiten Abschnitt sollen nun weitere rund 50 Meter Mauern ebenfalls beidseits des Weges erneuert und 20 Meter neu errichtet werden.